Interfun

 

@Silke Herbst , 22.01.2007

 

 

Im Internet surfen und über DSL telefonieren, immer mehr Menschen steigen auf die dafür angebotene Flatrate um. Natürlich kann man unter Umständen eine Menge Geld damit sparen. In jedem Fall kann man beim Anschluss seines neuen Internetanschlusses jede Menge Spaß haben.

Vor kurzem haben auch Antje und Daniel beschlossen endlich ins World Wide Web einzusteigen. Eigentlich hatten sie sich nie groß mit ihrem Computer beschäftigt, aber ihre beiden Töchter iggi (17) und Corinna (18) benötigten den Internetanschluss für die Schule. Da nun auch leider die Telefonrechnung mit zunehmendem Alter der Kinder stieg, fanden sie die Idee einer Telefonflat gar nicht so abwegig.

Da ihnen klar war, dass sie nicht unbedingt die erforderliche Ahnung hatten, befragten sie einen Bekannten, der sich sehr gut damit auskannte. Dieser empfahl ihnen einen bekannten Anbieter und welche Art von Anschluss sie als Neueinsteiger wählen sollten.

Um aber wirklich sicher zu sein, ließen sie sich auch noch genaustens von diesem Anbieter beraten. Gleichzeitig ließen sie auch die Voraussetzungen ihres heimischen PC von diesem Provider gründlich überprüfen.

Nachdem sie sich für ein Paket entschlossen hatten, fragte Antje lieber noch einmal bei dem Berater nach: „Ist das wirklich alles, was wir für den Internetanschluss brauchen? Wir haben einen sehr alten PC. Müssen wir noch irgendetwas beachten?“

„Nein“, beruhigte der Berater sie, „in ihrem Paket ist alles enthalten. Sie brauchen weiter nichts mehr. Sie können das DSL-Modem kinderleicht anschließen und in wenigen Minuten im Internet surfen. Sie müssen nur noch auf den Splitter warten. Dieser kommt per Post. Am 16. dieses Monats wird ihr DSL freigeschaltet.“

Antje und Daniel waren beruhigt. Nun sollte es bald soweit sein und sie würden die Welten des Internets erforschen können. Zuhause angekommen, machte Daniel sich an die Arbeit. Die Beschreibung des Modems war einfach und verständlich. Nur den Anschluss des Modems an den PC und die Installation wollten die beiden lieber ihrer Schwägerin Sonja überlassen. Sie kannte sich ein wenig besser damit aus.

Endlich kam der ersehnte Tag, Dienstag, der16. Januar 2007. Der Splitter war ebenfalls an diesem Tag gekommen. Am Abend kam Sonja, um das Modem anzuschließen und die Installation der Zugangssoftware vorzunehmen.

Nachdem sie die Anschlüsse noch einmal überprüft hatte, kam der erste große Schreck. Im PC befanden sich weder Netzwerkkarte, noch Modem. Ein Anschluss des DSL-Modems an den PC war somit nicht möglich, schöne Pleite. Daniel rief einen Bekannten an, um sich eine Netzwerkkarte zu borgen. Daran sollte es nun wirklich nicht scheitern. Sie hatten so lange auf diesen Tag gewartet.

Er fuhr sofort los, um die Netzwerkkarte abzuholen. Nach einer guten halben Stunde war er wieder da, samt Karte. Schnell wurde die Karte in den PC eingebaut und der Computer eingeschaltet. Nun konnte es endlich an die Installation gehen und der Moment des Internets würd nicht mehr weit sein.

Nachdem das Betriebssystem XP gestartet war, schaltete sich das Modem sofort ein und installierte selber eine Verbindung. Zu aller entsetzen fing das Modem an, Pakete downzuloaden. Niemand wusste woher sie kamen und wo sie abgespeichert wurden.

Dann der nächste Schock. Die Konfiguration von Modem verlangte die Zugangskennung und das Passwort. Doch in der Auftragsbestätigung des Anbieters fehlten diese Angaben komplett.

„So kommen wir nicht weiter“, meinte Sonja, „ich brauche erst die Daten.“

„Ich kümmere mich morgen darum“, erwiderte Antje.

„Okay, ich melde mich dann morgen, ob du etwas erreicht hast.“

Am nächsten Abend fuhr Sonja wieder zu Antje und Daniel. Antje hatte mittlerweile mit ihrem Anbieter telefoniert.

„Die konnten mir die Daten nicht sagen. Die Frau am Telefon meinte, die Zugangssoftware und die erforderlichen Zugangsdaten haben wir schon 2001 erhalten. Sie wollte mir diese Daten aber noch einmal zusenden. Ich habe den ganzen Nachmittag gesucht und habe das Schreiben Gott sei Dank wiedergefunden. Daran muss man erst einmal denken, als ob ich mich in 2001 damit schon einmal auseinander gesetzt habe. Ich bin ja schon froh, dass ich das Schreiben nicht weggeschmissen habe.“

Sonja betrachtete das Schreiben. Hieraus ging nun wirklich nicht hervor, dass es sich um eventuelle zukünftige Zugangsdaten fürs Internet handeln könnte. Sie schüttelte mit dem Kopf.

Nachdem sie den Computer wieder gestartete hatte, fing das Modem sofort an wieder Pakete herunterzuladen. Was sollte das bloß, so etwas hatte sie noch nie gesehen. Vielleicht würde es sich legen, sobald die Zugangsoftware des Anbieters installiert war.

Schnell schob sie die CD ins Laufwerk und das Programm startete. Nach der fertigen Installation konfigurierte sie das Modem genau nach Anleitung. Aber es half nichts. Die Software konnte keine Verbindung ins Internet herstellen, da die Leitung ja schon durch das Herunterladen der Pakete, inzwischen fünftausend Stück, belegt war. Das wollte alles nicht in ihren Kopf. Verzweifelt versuchte sie die Verbindung zu trennen, aber unmöglich. Sie hatte keinen Einfluss auf dieses monströse Update oder was immer auch das Modem da machte. Bis spät in die Nacht suchte sie nach dem Fehler. Immer wieder wurden die Eingaben Überprüft und abgeglichen. Auch sämtliche Kabelverbindungen wurden noch einmal auf ihre Richtigkeit untersucht. Nichts, kein Fehler. Langsam zweifelte sie an sich selber, war sie vielleicht zu doof für diesen Anbieter, hatte sie etwas Wichtiges übersehen. Sonja rief ihren Vater an, der auf diesem Gebiet eigentlich nicht zu schlagen war. Nach einer Stunde Telefonat und verschiedenen Versuchen kamen sie zu dem Entschluss am nächsten Tag einen anderen Computer auszuprobieren oder eine andere Netzwerkkarte. Es wurde wieder spät, aber das Internet lief immer noch nicht.

Am nächsten Tag rief Antje noch einmal bei ihrem Anbieter an. Die Leitungen wurden überprüft und man bestätigte ihr, dass von Seite des Anbieters alles in Ordnung wäre. Es müsse sich um einen Eingabefehler handeln oder aber man hätte Daten vergessen einzugeben.

Am Abend überprüfte Sonja wieder alle Eingaben, aber wieder fand sie keinen Fehler. Eine andere Netzwerkkarte wurde in den PC eingebaut. XP erkannte die neue Karte sofort und das Modem fing umgehend an Pakete zu laden. Es war wie verhext. Nun probierte sie den anderen mitgebrachten Computer aus. Er war in jedem Fall Internetfähig. Gesagt getan, die Installationen wurden neu durchgeführt. Voller Spannung beobachtetn alle, wie der PC langsam hochfuhr. Und es kam, wie es kommen musste. Sofort fing das Modem an Pakete herunterzuladen. So ging es weiter bis Samstag. Am Samstag rief Sonja selber beim Anbieter an. Wiederum wurde bestätigt, dass alles in Ordnung sei, was es allerdings mit den Paketen auf sich hätte, wüsste man auch nicht so genau. Eigentlich könnte man ihr nicht helfen und sie müsste sich an die Abteilung wenden, die sich mit dem Modem auskannte, allerdings wäre die Nummer dann kostenpflichtig. Außerdem wären die Kollegen erst am Montag wieder erreichbar. Wahrscheinlich hätte Sonja aber eine Eingabe vergessen. Er überprüfte aber vorsichtshalber noch einmal die Daten und bestätigte, dass alle Daten vollständig und richtig dort angekommen wären. Ihm wäre unklar, warum der Internetzugang nicht funktionierte.

„Weil das Modem unentwegt Pakete downloadet und ihre Software damit keinen Zugriff auf eine freie Leitung hat, denn die ist ja schon belegt“, wiederholte sich Sonja jetzt langsam genervt.

Der Techniker des Anbieters ließ sie abprallen. Er könne ihr nicht helfen, dafür wäre er nicht zuständig. Sie müsse unbedingt am Montag mit den Technikern des Modems sprechen.

Ein letztes Mal überprüfte Sonja ihre Eingaben, aber sie waren aller richtig und vollständig. Sie musste nicht einmal mehr groß auf dem Schreiben nachschauen, sie kannte die Zahlen auswendig.

Sonja bat Antje am Montag doch bitte mit den Technikern zu sprechen, die für das Modem verantwortlich waren. Wieder war es nichts mit dem Internet.

Am Sonntag schaute Sonja bei sich zu Hause ins Internet nach dem Fehler mit den Paketen. In einem DSL-Forum wurde sie auch schnell fündig. Es gab also mehrere Menschen mit diesem hartnäckigen Problem. Leider waren die Ursachen verschiedene. Einer gab an, dass sein Modem diese merkwürdigen Anwandlungen hatte, nachdem er von DSL 2000 auf DSL 6000 umgestellt hatte. Seine Leitungen waren für das 6000 DSL nicht geeignet. Vielleicht lag hier die Lösung für das Problem. Sie telefonierte mit Antje und Daniels Tochter Biggi und bat sie, dies mit den Technikern abzuklären.

Am nächsten Abend war Sonja gespannt, was Biggi herausgefunden hatte und wo nun tatsächlich der Fehler lag.

Was sie dann hörte, ließ sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch stehen.

Biggi hatte am Nachmittag noch einmal mit dem technischen Dienst des Anbieters gesprochen. Wieder wollte man sie abwimmeln, aber sie ist eine Stunde lang hart geblieben und wohl zwischendurch auch sehr laut geworden. Schließlich hielt es der Techniker für schlauer, doch einmal genauer nachzuschauen.

Etwas Unglaubliches geschah. Er war plötzlich und völlig unerwartet in der Lage das Paketladen des Modem zu stoppen, man staune. Aber es kam noch besser.

Ganz plötzlich habe er festgestellt, dass man wohl die Nutzungskennung und das Kennwort geändert hatte. Leider hätte man vergessen es Antje und Daniel mitzuteilen. Müssen sie auch nicht wissen oder? Man kann doch lieber eine ganze Woche bis spät in der Nacht nach vermeidlichen Eingabefehlern suchen, so hat man doch zumindest eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Die Flatrate wird bezahlt, auch wenn sie keiner nutzen kann. Okay, irgendwo war es ja tatsächlich ein Eingabefehler. So macht Internet doch richtig Spaß.Nun warten alle darauf, dass die neuen Daten zugeschickt werden. Ob Antje und Daniel wohl jemals in den Genuss ihres Internet kommen?

Geduldig warteten sie auf die Zustellung ihrer neuen Nutzungskennung.

Am Montagabend klingelte Sonjas Handy.

Am anderen Ende war Corinna: „Wir haben die neue Nutzungskennung. Die Post ist versehentlich an unsere alte Anschrift gegangen. Wir wohnen da zwar schon ein paar Jahre nicht mehr, aber der alte Vermieter hat uns sofort angerufen. Wir sind jetzt auf dem Weg nach Hause. Ich melde mich später noch einmal.“

„Das kann ja wohl nicht wahr sein“, dachte Sonja laut.

„Was war denn nun?“, fragte Sonjas Mann verwundert.

Kurz erzählte Sonja, was sie eben gehört hatte.

Ihr Mann schüttelte mit dem Kopf: „Das war bestimmt noch nicht die letzte Kennung.“

Spät am Abend klingelte noch einmal das Telefon, es war wieder Sonjas Nichte Corinna:

„Es funktioniert nicht. Wir haben die neue Kennung eingegeben, jetzt ladet das Modem wieder Pakete. Wir sind schon bei 8.900 Stück.“

Sonja musste laut lachen. Dieses Modem war wirklich verhext. Am anderen Ende hörte sie Corinna, wie sie mit ihrem Vater Daniel sprach: „Sie sagt gar nichts, die lacht sich kaputt.“

Sonja brauchte eine Weile, um sich zu beruhigen.

„So ein beklopptes Teil“, dachte sie bei sich, „von solchen Problemen habe ich ja noch nie gehört.“

Schritt für Schritt ging sie mit Corinna und Daniel noch einmal alle Eingaben per Telefon durch.

Irgendwo musste doch ein dämlicher Fehler stecken. Irgendetwas dummes, einen Hacken vergessen oder ähnliches. Es war zum Verzweifeln. Komischerweise fiel ihr die Diagnose per Telefon diesmal nicht schwer. Sonja brauchte den Bildschirm nicht mehr, sie kannte mittlerweile jeden einzelnen Schritt des Konfigurationsprogrammes. Sie musste nur die Augen schließen und das Programm fuhr in ihren Gedanken hoch und spiegelte ein sehr genaues Bild wieder. Eigentlich ein sehr bedenklicher Zustand, aber in diesem Fall wirklich hilfreich. Nach über einer Stund Telefonat gaben sie auf. Sonja beschloss in ihrem Bekanntenkreis nachzufragen, ob jemand mit diesem Modem arbeitete.

Am nächsten Tag fragte sie auf der Arbeit nach. Ihr Vorgesetzter und ein Kollege arbeiteten beide mit dem besagten Modem. Allerdings hatten sie keine Probleme bei der Konfiguration. Sie haben das Gerät angeschlossen und waren innerhalb einer Stunde im Internet. Sogar der Computerspezialist der Firma zuckte mit den Schultern und das sollte schon etwas heißen. Eigentlich hatte er sonst für alles eine Antwort parat. Für Sonjas Problem schien es keine Lösung zu geben. Es war zum Mäusemelken. Auch ihre Recherchen im Internet ergaben keine neuen Erkenntnisse.

Auch Daniel versuchte in den nächsten Tagen sein Glück. Immer wieder überprüfte er seine Eingaben, ohne Erfolg.

Auch ein weiteres Telefonat mit dem Anbieter half nicht weiter.

Es gab einmal die Antwort, die Pakete müssten vollständig geladen werden. Ein anderes Mal behauptete der Anbieter, die Pakete dürften nicht geladen werden.

Das Modem macht keinen Halt. Es war inzwischen bei über 15.000 Paketen angelangt und es war noch kein Ende in Sicht. Immer mehr Pakete wurden gesendet und wesentlich langsamer empfangen. Dieser Prozess dauerte Tage, in denen wohl alle Beteiligten verzweifelten. Denn noch immer wusste niemand, wo diese Pakete herkamen und wo sie gespeichert wurden.

Eines Nachmittags rief Biggi bei Sonja an: „Wir sind drin!“

„Wie?“, Sonja traute ihren Ohren nicht.

Biggi lachte: „Wir haben heute wieder mal eine neue Nutzungskennung bekommen, weil die letzte Kennung ja an unsere alte Anschrift gegangen ist. Ich habe die Daten eingegeben und jetzt sind wir endlich Online. Ist doch unglaublich oder? Und das Beste ist, keine Pakete mehr.“


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